Kellerjochkapelle

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Letzte Aktualisierung am von Markus Schmidt

Die Kellerjochkapelle (2344 m): Tirols himmlisches Wahrzeichen

Die Kellerjochkapelle thront ganz oben auf dem 2.344 Meter hohen Gipfel des Kellerjochs. Es ist ein Wahrzeichen der Tuxer Alpen und der höchste Punkt über Schwaz. Die kleine Holzkapelle ist extrem exponiert. Deswegen mussten sie die Schwazer Schützen bereits mehrmals neu aufbauen. Die Kapelle belohnt Bergsteiger mit einem atemberaubenden 360°-Panorama über das Inntal, mit spektakulärem Blick ins Karwendelgebirge, die Zillertaler Alpen und zu den Hohen Tauern. Der letzte Zustieg über den felsigen Grat ist alpin und drahtseilgesichert. Im Jahr 2025 wurde die Kapelle zum „Schönsten Platz in Tirol“ gewählt.

Kellerjochkapelle
Kellerjochkapelle in Tirol
Kellerjochkapelle in Tirol

I. Willkommen am Gipfel: Der erste Eindruck

Wer den letzten, kühnen Grat des Kellerjochs erreicht, wird von der Anwesenheit der kleinen Kellerjochkapelle in den Bann gezogen. Sie ist das unverkennbare, still strahlende Wahrzeichen hoch über der Stadt Schwaz und gilt als der Logenplatz des Tiroler Inntals. Die schlichte, hölzerne Kapelle, auch als Kreuzjochkapelle bezeichnet, kontrastiert eindrucksvoll mit der rauen, felsigen Umgebung des Gipfels. Ihr größter Schatz ist jedoch der unvergleichliche 360°-Rundumblick, der an klaren Tagen alle Himmelsrichtungen umfasst: Er reicht von den Zacken des Karwendel über die sanften Linien der Zillertaler Alpen und die Ferne der Hohen Tauern bis hin zur deutschen Zugspitze. Selbst das Kaisergebirge ist gut erkennbar. In der Ferne können Kenner weitere berühmte Gipfel erkennen – unter anderem den Großglockner, Österreich höchsten Gipfel. Diese besondere Kombination aus alpiner Schlichtheit und gigantischem Panorama sicherte dem Ort 2025 die Auszeichnung als „Schönster Platz in Tirol“ im Rahmen des beliebten ORF-Wettbewerbs „9 Plätze – 9 Schätze“.

II. Eine Kapelle, die niemals aufgibt

Die Kellerjochkapelle ist ein Monument des unerschütterlichen Glaubens und der Beharrlichkeit der Tiroler Bergbauern und Schützen. Die Geschichte des sakralen Baus reicht bis ins Jahr 1536 zurück, als Knappen der Silberstadt Schwaz hier die erste Andachtsstätte errichteten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Standort immer wieder vom Wetter heimgesucht; Stürme fegten die hölzernen Vorgängerbauten hinweg (etwa 1851), und Blitze zerstörten sie (wie im Jahr 1915). Ein besonders tragisches Ereignis war der Lawinenabgang von 1847, bei dem Bergleute ums Leben kamen, die Material für den Bau herauftrugen. Die heutige Kapelle, die im Juni 1931 feierlich eingeweiht wurde, wurde massiver ausgeführt und mit Drahtseilen im Fels verankert, um den Kräften der Natur standzuhalten. Im Inneren zeugen historische Stiftungen von der tiefen Verwurzelung in der Region, darunter ein Muttergottesbild, das 1857 von Arbeitern der Schwazer Tabakfabrik gestiftet wurde. Seit 1976 übernimmt die 1. Schwazer Schützenkompanie die verantwortungsvolle und aufwendige Pflege sowie Instandhaltung dieses denkmalgeschützten Objekts.

III. Der Weg zum Himmel: Aufstieg und Erlebnis

Der Besuch der Kellerjochkapelle kann entweder als gemütliche Panoramawanderung oder als ambitionierter Gipfelsturm gestaltet werden. Der komfortable Zustieg beginnt mit der Auffahrt per Kellerjochbahn von Grafenast zum Hecherhaus. Von dort aus führt ein breiterer Weg in etwa einer Stunde zur Kellerjochhütte auf 2.237 m, dem zentralen Stützpunkt. Für den eigentlichen Gipfelsturm zur Kapelle sind jedoch nochmals etwa 20 bis 30 Minuten reine Gehzeit einzuplanen, wobei der Weg deutlich alpinen Charakter annimmt. Dieser letzte Abschnitt verläuft über einen felsigen Grat, der Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und gutes Schuhwerk unabdingbar macht. Die Mühe wird jedoch unmittelbar nach Erreichen des Gipfelkreuzes vergessen sein, wenn der Besucher den unvergesslichen Rundblick erlebt – ein Moment der Stille und Erhabenheit, der das Bergerlebnis am Kellerjoch krönt.

Für erfahrene Bergsteiger ohne Liftunterstützung bietet sich der direkte Aufstieg vom Parkplatz Grafenast an. Die Wanderung mit rund 1.000 Höhenmetern und benötigt eine Gehzeit von ca. 3,5 Stunden. Eine technisch deutlich anspruchsvollere, schwere Alpin-Route ist die Überschreitung vom Zillertal, beginnend an der Bergstation der Spieljochbahn in Fügen. Dieser Weg beinhaltet den Alpinsteig (Nr. 312), der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt und teilweise mit Drahtseilen und Holzstufen gesichert ist. Unabhängig von der gewählten Route gilt jedoch für den letzten Abschnitt: Der Weg von der Kellerjochhütte zur Kapelle führt über einen ausgesetzten Grat und erfordert stets höchste alpine Vorsicht.

IV. Die traditionellen Gipfelmessen bei der Kellerjochkapelle

Als spirituelle Stätte auf dem Berg ist die Kellerjochkapelle bis heute ein wichtiger Treffpunkt für gelebtes Brauchtum und religiöses Leben. Mehrmals im Jahr finden in den Sommermonaten hier oben Bergmessen statt. Diese Gottesdienste in luftiger Höhe sind für viele Gläubige und Bergfreunde ein tief bewegendes Erlebnis. Das wohl bekannteste und bestbesuchte Ereignis ist die jährliche Kellerjochmesse, die traditionell Ende Juli von der 1. Schwazer Schützenkompanie ausgerichtet wird und zahlreiche Besucher anzieht. Diese Veranstaltungen bezeugen die tiefe Verbundenheit der regionalen Bevölkerung mit ihrem Hausberg und der alpinen Tradition.

V. Wissenswert

Für alle Wanderer und Besucher dient die unterhalb des Gipfels gelegene Kellerjochhütte 2.237 m als unverzichtbarer Rastplatz. Die bewirtschaftete Hütte bietet die Möglichkeit zur Einkehr, zur Stärkung mit regionalen Gerichten sowie zur Übernachtung und ist damit ideal als Ausgangspunkt für den finalen Aufstieg zur Kapelle. Die Saison am Kellerjoch ist wetterabhängig, in der Regel jedoch von Anfang Juni bis Mitte Oktober. Besucher sollten die Betriebszeiten der Kellerjochbahn und der Hütte stets im Voraus prüfen. Ein besonderer Tipp für Fotografen und Romantiker: Die Lage der Kapelle auf dem Gipfel prädestiniert sie für spektakuläre Ausblicke zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, die, wenn das Wetter mitspielt, die gesamte Tiroler Bergwelt in ein magisches Licht tauchen.

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